Wohnwagenrenovierung - Teil 2

Geschafft: Einige arbeitsreiche Wochenenden später ist unsere Comtesse bereit für ihre Jungfernfahrt im neuen Gewand.

 

Nach Abschluss der Abriss- und Streicharbeiten (Wohnwagenrenovierung - Teil 1) haben wir zuerst den neuen Boden verlegt. Aus Gewichtsgründen kam Echtholz leider nicht in Frage. Ich habe mich für einen PVC-Boden in Dielenoptik entschieden, da das Material pflegeleicht und vergleichsweise einfach zu verlegen ist. Einen Rest in passender Größe gab es kostengünstig im Baumarkt.

 

Weil im Wohnwagen ja viele Ecken und Kanten sind, haben wir zunächst eine Schablone aus alten Tapeten zusammengebastelt.

Diese haben wir dann auf den richtigen Bodenbelag übertragen und ihn mit einigen Millimetern „Zugabe“ für eventuelle Messfehler zugeschnitten. Letzteres erwies sich als Segen, da mir die Tapetenschablone trotz pingeligster Arbeit offenbar an einigen Stellen doch leicht verrutscht war. Das ließ sich mit dem Cuttermesser leicht beheben, nachdem wir das zugeschnittene PVC-Stück im Wohnwagen ausgelegt hatten. Beim Abschneiden der überstehenden Ränder muss man nur darauf achten, den Boden möglichst dicht an die Kante zu drücken. Hier half eine Metall-Leiste, die ich gleichzeitig als Schneidelineal verwenden konnte.

 

Da wir mit einem Reststück arbeiteten, das nur ca. 2/3 der Länge des Wohnwagens hatte, mussten wir den Boden in zwei Stücken verlegen. An der Fuge haben wir es geschafft, mit dem Muster genau anzuschließen, sodass sie jetzt gar nicht mehr auffällt. Zum Abschluss habe ich alle Ränder mit transparentem Silikon verfugt und weiße Fußleisten angebracht.

 

Inzwischen waren auch die neuen Schaumstoffkissen angekommen. Ich hatte die alten Kissen der Sitzgruppe vermessen und online neue Kaltschaumkissen in der richtigen Größe bestellt. Für die Bezüge habe ich Baumwollnessel- und Leinenstoffe verwendet, die ich mit einem Holzstempel bedruckt habe.

Als nächstes kamen die Schrankklappen und Türen dran. Die habe ich nicht gestrichen, sondern gesprüht, weil das auf dem Holzdekor viel schneller ging und wesentlich einheitlicher aussieht. Wie schon für den Rest des Wohnwagens kam auch hier Chalkpaint zum Einsatz. Zum Sprühen habe ich eine Kompressor-Sprühpistole wie diese verwendet. Es ging erstaunlich einfach, schon mit ein bisschen Übung habe ich ein ziemlich gutes Ergebnis hinbekommen.

 

Nach zwei Schichten weißer Farbe habe ich die Türchen noch mit dem gleichen Motiv bestempelt, das ich auch auf den Sitzkissen verwendet habe. Da ein Holzstempel auf Holz nicht funktioniert, habe ich ihn auf Stempelgummi übertragen (einfach einmal abstempeln) und das dann mit Linolschnitt-Werkzeug nachgeschnitzt.

 

Zum Abschluss eine Schicht Klarlack und schon konnten wir die Türen wieder montieren.

 

Jetzt fehlten nur noch die Einbauten für Bett und Bad. Das vom Vorbesitzer eingebaute Festbett hatte ich gleich am Anfang herausgenommen, da es zu schwer und zu unpraktisch war. Durch den fest verschraubten Lattenrost kam man nämlich nicht mehr an die unter dem Bett versteckten Stauraumfächer. Stattdessen wollte ich eine Auflagefläche aus sechs einzeln zu öffnenden Klappen, sodass der gesamte Raum zugänglich ist und genutzt und geputzt werden kann, was für meinen Hausstauballergiker ja nicht ganz unerheblich ist.

 

Für das neue Bett habe ich sechs Platten aus Pappelsperrholz in 8 mm Stärke verwendet, die ich mir im Baumarkt gleich auf die richtige Größe zuschneiden ließ. Die Löcher zur Belüftung der Matratze habe ich mit einem Fräsaufsatz selbst mit der Bohrmaschine ausgesägt.

 

Als Unterkonstruktion dient die ab Werk eingebaute Sitzgruppe, auf der wir zur besseren Gewichtsverteilung und zur Befestigung der Scharniere ein Gitter aus 5 cm starken Balken verschraubt haben. Das Scharnierband haben wir an den Pappelplatten nicht verschraubt, sondern mit einer Gegenleiste aus Aluminium vernietet, da Schrauben mit der Zeit zu leicht ausreißen würden.

 

 

Damit auch die hinteren Klappen noch gut zu erreichen sind, werde ich die Matratze bei Gelegenheit längs in zwei Hälften teilen, sodass man eine Seite jeweils einfach umklappen kann.

 

Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Waschtisch für das Badezimmer gebaut. Theoretisch wäre es möglich, hier auch wieder fließendes Wasser zu verlegen; die alte Pumpe ist aber nicht mehr vorhanden und ich finde das auch nicht zwingend notwendig. Stattdessen haben wir ein Wandboard mit Aussparung für eine Waschschüssel eingebaut, sodass man wie in alten Zeiten mit Wasserkanne und Schüssel Katzenwäsche machen kann. Das reicht mir zum Zähneputzen und Händewaschen völlig und für größere Körperpflegemaßnahmen geht’s dann eben ins Campingplatz-Bad.

 

Für den Waschtisch konnte ich die nicht mehr benötigten Sitzflächen der Sitzgruppe unter dem Festbett wiederverwenden. Das waren ebenfalls Pappelplatten in 6 mm Stärke, die wir mit einem Untergerüst aus 2,5 cm-Leisten verstärkt haben. Sogar ein Handtuchhalter fand seinen Platz J Ein kleines Campingklo hatten meine Eltern noch herumstehen, sodass nachts niemand über den halben Campingplatz sausen muss.

 

Fertig ist das Badezimmer.

 

Die Küche lasse ich vorerst wie sie ist. Da ich keine Gasflasche habe und den alten Gasleitungen auch nicht so recht traue, werde ich zum Kochen einfach eine elektrische Doppelkochplatte verwenden. Geheizt wird bei Bedarf vorerst mit einem (selbstabschaltenden!) elektrischen Heizlüfter. Damit ist jetzt alles Wichtige vorhanden und unsere Jungfernfahrt kann starten.

 

Wohnwagenrenovierung - Teil 1

 

Wir haben einen! Nach nochmaliger intensiver Suche sind wir jetzt stolze Eigentümer einer 33 Jahre alten Comtesse von Tabbert. Am Ende kam nur einer in der näheren Umgebung in die engere Auswahl, den wir zeitnah besichtigen konnten.

 

Da ich das Modell schon kannte und Grundriss etc. grundsätzlich ok waren, war ich entschlossen ihn zu kaufen, sofern er keine größeren Schäden aufwies und ein kleiner Preisnachlass drin wäre.

 

 

Also die fast Zweijährige ins Auto gepackt und zur Mittagsschlafzeit hingefahren in der Hoffnung, dass sie die Besichtigung möglichst weitgehend verschläft. So hatte ich genügend Zeit, meine Checkliste durchzugehen. Technisch ist der Wagen in Ordnung, von ein paar Kratzern und leichten Schrammen mal abgesehen. Und vor allem: es ist kein Wasserschaden erkennbar und er müffelt nicht. Das Innenleben ist erwartungsgemäß schön scheußlich und schreit geradezu nach einer Rundum-Erneuerung. Also genau das, was ich gesucht habe :)

 

 

Gegen Ende wachte die Tochter auf und ordnete an "Wir auch Wohnwagen haben. Kaufen!" Über den Preis wurden wir uns schnell einig und vom Verkäufer gab es sogar noch breite Außenspiegel fürs Auto dazu. Jetzt steht unsere neue alte Comtesse im Wochenendgarten und die Renovierung kann beginnen.

 

 

So sah die Gute vor der Entkernung aus, ein Traum in braun und bahamabeige:

 

Angefangen habe ich erstmal mit einer Quasi-Entkernung. Als erstes kamen alle Polster raus und sofort zum Wertstoffhof. 33 Jahre alte Schaumstoffkissen in orange-braunem, nicht abziehbarem Plüsch finde ich auch als Nicht-Allergiker eher grausig.

 

Dann alle Schrank- und sonstigen Türen abgeschraubt und erstmal eingelagert. Den Fußboden haben wir auch gleich entfernt, allerdings nicht vollständig, sondern nur auf den offenen Laufflächen. Um ihn ganz herauszunehmen, hätte ich Sitzecken und Küche vollständig abbauen müssen; das war mir zu aufwändig, denn in den Schränken sieht man es nicht und in den Klappfächern unter den Sitzmöbeln werde ich wahrscheinlich einfach alte Tapeten auf den alten Boden aufkleben oder ihn weiß streichen.

 

Den Boden rauszureißen war allerdings auch so noch ein schönes Stück Arbeit. Der alte PVC-Belag war zwar schon so brüchig, dass er relativ gut abging, aber die darunter liegende Papier(?)-Schicht hielt sich hartnäckig. Leider war das Ganze auch noch vollflächig verklebt. Mit Tapetenlöser und viel viel Spachtelarbeit hatten wir alles am Ende aber so weit entfernt, dass der Rest mit dem Handschleifer zu lösen war.

Als nächstes haben wir uns das bildhübsche Badezimmer vorgenommen. Das Waschbecken hatte schon der Vorbesitzer entfernt und den Allibert konnten wir noch relativ leicht abschrauben. Als ich aber versuchte, die alte Tapete von der Wand zu lösen, kam auf drei Seiten gleich die ganze dünne innere Isolierwand mit. Egal, war eh nur pappdünn und wir wollen ja sowieso nicht duschen im Wohnwagen. An der vierten Wand war die Tapete dagegen so gut verklebt, dass wir sie trotz mehrerer Schichten Tapetenlöser nur unvollständig herunter bekamen.

 

Die Duschwanne bleibt drin, weil sie beim besten Willen nicht ausbauen konnten – rohe Gewalt wollte ich aus Sorge um den Unterboden vermeiden. Ist vielleicht ganz gut, so haben wir immerhin einen Platz für nasse Schuhe im Wagen.

 

Nach Abschluss der Abrissarbeiten wurde erstmal alles geputzt und zum Streichen vorbereitet. Ich bin immer wieder überrascht, wie lange das Abkleben dauert… Decke, Wände und Regale haben wir zweimal weiß mit Chalkpaint gestrichen und zum Abschluss mit Klarlack lackiert. Vom Ergebnis bin ich begeistert, es sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Durch die etwas wolkige Optik der Kreidefarbe sieht es innen jetzt aus wie in einem alten Bauwagen. Außerdem wirkt der Wagen in weiß viel größer und freundlicher.

 

Im Bad haben wir die Wand mit den Tapetenresten einfach mit einer alten Blumentapete vom Dachboden meiner Oma neu tapeziert. Passend dazu bekamen die drei restlichen Wände einen Chalkpaint-Anstrich in Salbeigrün. Anschließend wurden alle Wände einschließlich Tapete mit einer doppelten Schicht Klarlack versiegelt. Alle Fugen habe ich mit transparentem Silikon verschlossen und  in den Ecken weiße Leisten montiert. In Kombination mit der neuen Wandfarbe und Tapete fällt die bahamabeige Duschwanne gar nicht mehr so negativ auf und darf vorerst bleiben wie sie ist.

 

Entkernung und Neuanstrich nahmen ca. drei Wochenenden in Anspruch – dank tatkräftiger Unterstützung meiner Familie beim Boden herausreißen, Streichen und Babysitten. Als nächstes werden die Schranktüren lackiert, der Boden verlegt und das Festbett umgebaut, außerdem soll das Bad noch einen kleinen Waschtisch bekommen. Die neuen Schaumstoffkissen und Bezugsstoffe sind auch schon bestellt, mehr dazu in Teil 2 des Renovierungsberichts.

 

0 Kommentare

Der Wohnwagen-Plan

Irgendwann im letzten Jahr schlich sich die Idee ein, dass wir dringend ein fahrbares Schneckenhäuschen bräuchten. Ein gemütliches kleines Haus auf Rädern für uns drei, um übers Wochenende zum See unserer Wahl zu fahren und vor dem wir abends mit einem Buch und einem Glas Rotwein im Sonnenuntergang sitzen könnten. 

Zudem ist der beste Ehemann von allen leider auf alles mögliche allergisch, weshalb auswärtige Übernachtungen meist wochenlange Vorbereitung und Recherche hinsichtlich allergiekompatibler Nachtquartiere erfordern. Da wäre doch ein Allergikerzimmer zum Mitnehmen sehr praktisch.

 

Da wir bisher allerdings so gut wie keine gemeinsame Camping-Erfahrung haben, sollte das Projekt nicht allzu viel Geld kosten - unvergessen die Geschichte aus dem Bekanntenkreis, als ein (zugegeben gut betuchter) campingbegeisterter Ehemann einen Airstream erwarb, dann feststellte, dass er ein größeres Auto als Zugfahrzeug benötigt - nur um nach dem ersten Wochenende auf dem Campingplatz von seiner Liebsten zu hören, wenn sie noch einmal mit müsse, lasse sie sich scheiden...

Also lieber erstmal nicht zu groß anfangen, sondern mit kleinem Budget und großer Renovierungslust auf die Suche bei Ebay-Kleinanzeigen und co. Die ersten Wagen, die ich mir ansah, stellten sich als wahre Schrottmobilien heraus. Rostig, schimmlig, muffig, kaputte Scheiben, sicht- und riechbare Wasserschäden... nach ca. zehn solcher Schmuckstücke war ich ziemlich entmutigt, außerdem wurde es Herbst und es waren weniger und weniger Fahrzeuge auf dem Markt.

 

Den Winter verbrachte ich also mit Recherchen und vielen Abenden Inspirationssuche bei Pinterest. Eine Weile träumte ich davon, statt des Wohnwagenkaufs den vorhandenen Kastenanhänger zum straßentauglichen Schäferwagen umzubauen. Diese Idee verwarf ich schließlich (vorläufig) schweren Herzens, denn selbst wenn ich mir irgendwann alle dazu nötigen Kenntnisse angeeignet und irgendjemand überredet hätte, mir dazu seine Werkstatt zu überlassen, habe ich ja auch noch ein kleines Kind und tausend andere Projekte. Die verfügbare Zeit ist also eher begrenzt. Und ich will den Wagen ja nicht erst in fünf Jahren nutzen.

 

Dann doch lieber einen alten Wohnwagen herrichten, da sind zumindest Strom, Küche usw. schon mal vorhanden und wenn das Gehäuse gut in Schuss ist, muss ich keine Angst haben, dass er mir beim ersten Schlagloch von der Deichsel purzelt. Kriterien für unsere Suche:

  • dicht und trocken; Wasserschaden oder Schimmel wären absolute Ausschlussgründe.
  • passender Grundriss; für uns ideal wäre ein abtrennbarer Schlafraum, damit wir den Wagen noch nutzen können, wenn die Maus schläft.
  • keine fest verbauten Textil-Teile wie Rückenlehnen oder ähnliches, da wir alle Kissen und Matratzen entsorgen und erneuern müssen.
  • zum Zugfahrzeug passendes zulässiges Gesamtgewicht und Stützlast

Nicht so wichtig bis egal ist, wie das Innenleben aussieht, solange es nicht völlig vergammelt ist, weil ich sowieso davon ausgehe, dass innen komplett renoviert werden muss. Ebenso egal ist, ob die Gasversorgung noch vorhanden oder abgeklemmt ist, da ich Kochen im Wohnwagen mit Gas ohnehin nicht so toll finde und wir sicher keine Wintercamper werden, sodass eine Gasheizung auch nicht unbedingt notwendig ist.

 

Klar ist, dass bei unserem Budget wohl kein neuerer Wagen drin ist, sondern eher ein Vintagewagen mit etwas Patina in Frage kommen wird. Aber ich fände so ein modernes fertiges Reiseanhängsel sowieso langweilig, das Herrichten ist ja schließlich mit das Schönste an der Sache :)

 

Am Wochenende gehts wieder auf die Suche, ich freue mich schon!

 

0 Kommentare