
Wir haben einen! Nach nochmaliger intensiver Suche sind wir jetzt stolze Eigentümer einer 33 Jahre alten Comtesse von Tabbert. Am Ende kam nur einer in der näheren Umgebung in die engere Auswahl, den wir zeitnah besichtigen konnten.
Da ich das Modell schon kannte und Grundriss etc. grundsätzlich ok waren, war ich entschlossen ihn zu kaufen, sofern er keine größeren Schäden aufwies und ein kleiner Preisnachlass drin wäre.
Also die fast Zweijährige ins Auto gepackt und zur Mittagsschlafzeit hingefahren in der Hoffnung, dass sie die Besichtigung möglichst weitgehend verschläft. So hatte ich genügend Zeit, meine Checkliste durchzugehen. Technisch ist der Wagen in Ordnung, von ein paar Kratzern und leichten Schrammen mal abgesehen. Und vor allem: es ist kein Wasserschaden erkennbar und er müffelt nicht. Das Innenleben ist erwartungsgemäß schön scheußlich und schreit geradezu nach einer Rundum-Erneuerung. Also genau das, was ich gesucht habe :)
Gegen Ende wachte die Tochter auf und ordnete an "Wir auch Wohnwagen haben. Kaufen!" Über den Preis wurden wir uns schnell einig und vom Verkäufer gab es sogar noch breite Außenspiegel fürs Auto dazu. Jetzt steht unsere neue alte Comtesse im Wochenendgarten und die Renovierung kann beginnen.
So sah die Gute vor der Entkernung aus, ein Traum in braun und bahamabeige:
Angefangen habe ich erstmal mit einer Quasi-Entkernung. Als erstes kamen alle Polster raus und sofort zum Wertstoffhof. 33 Jahre alte Schaumstoffkissen in orange-braunem, nicht abziehbarem Plüsch finde ich auch als Nicht-Allergiker eher grausig.
Dann alle Schrank- und sonstigen Türen abgeschraubt und erstmal eingelagert. Den Fußboden haben wir auch gleich entfernt, allerdings nicht vollständig, sondern nur auf den offenen Laufflächen. Um ihn ganz herauszunehmen, hätte ich Sitzecken und Küche vollständig abbauen müssen; das war mir zu aufwändig, denn in den Schränken sieht man es nicht und in den Klappfächern unter den Sitzmöbeln werde ich wahrscheinlich einfach alte Tapeten auf den alten Boden aufkleben oder ihn weiß streichen.
Den Boden rauszureißen war allerdings auch so noch ein schönes Stück Arbeit. Der alte PVC-Belag war zwar schon so brüchig, dass er relativ gut abging, aber die darunter liegende Papier(?)-Schicht hielt sich hartnäckig. Leider war das Ganze auch noch vollflächig verklebt. Mit Tapetenlöser und viel viel Spachtelarbeit hatten wir alles am Ende aber so weit entfernt, dass der Rest mit dem Handschleifer zu lösen war.

Als nächstes haben wir uns das bildhübsche Badezimmer vorgenommen. Das Waschbecken hatte schon der Vorbesitzer entfernt und den Allibert konnten wir noch relativ leicht abschrauben. Als ich aber versuchte, die alte Tapete von der Wand zu lösen, kam auf drei Seiten gleich die ganze dünne innere Isolierwand mit. Egal, war eh nur pappdünn und wir wollen ja sowieso nicht duschen im Wohnwagen. An der vierten Wand war die Tapete dagegen so gut verklebt, dass wir sie trotz mehrerer Schichten Tapetenlöser nur unvollständig herunter bekamen.
Die Duschwanne bleibt drin, weil sie beim besten Willen nicht ausbauen konnten – rohe Gewalt wollte ich aus Sorge um den Unterboden vermeiden. Ist vielleicht ganz gut, so haben wir immerhin einen Platz für nasse Schuhe im Wagen.
Nach Abschluss der Abrissarbeiten wurde erstmal alles geputzt und zum Streichen vorbereitet. Ich bin immer wieder überrascht, wie lange das Abkleben dauert… Decke, Wände und Regale haben wir zweimal weiß mit Chalkpaint gestrichen und zum Abschluss mit Klarlack lackiert. Vom Ergebnis bin ich begeistert, es sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Durch die etwas wolkige Optik der Kreidefarbe sieht es innen jetzt aus wie in einem alten Bauwagen. Außerdem wirkt der Wagen in weiß viel größer und freundlicher.

Im Bad haben wir die Wand mit den Tapetenresten einfach mit einer alten Blumentapete vom Dachboden meiner Oma neu tapeziert. Passend dazu bekamen die drei restlichen Wände einen Chalkpaint-Anstrich in Salbeigrün. Anschließend wurden alle Wände einschließlich Tapete mit einer doppelten Schicht Klarlack versiegelt. Alle Fugen habe ich mit transparentem Silikon verschlossen und in den Ecken weiße Leisten montiert. In Kombination mit der neuen Wandfarbe und Tapete fällt die bahamabeige Duschwanne gar nicht mehr so negativ auf und darf vorerst bleiben wie sie ist.

Entkernung und Neuanstrich nahmen ca. drei Wochenenden in Anspruch – dank tatkräftiger Unterstützung meiner Familie beim Boden herausreißen, Streichen und Babysitten. Als nächstes werden die Schranktüren lackiert, der Boden verlegt und das Festbett umgebaut, außerdem soll das Bad noch einen kleinen Waschtisch bekommen. Die neuen Schaumstoffkissen und Bezugsstoffe sind auch schon bestellt, mehr dazu in Teil 2 des Renovierungsberichts.
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